Nach den Romanen von Édouard Louis
Dauer: 1 Std. 20 Min. ohne Pause
Samstag, 27.01.2024 (20.00 h)
Samstag, 16.12.2023 (20.00 h)
Samstag, 26.11.2023 (18.00 h)
Premiere: 19. Februar 2022
Bühnenfassung von Bettina Kaminski/Victor Schlothauer
„Was ich schreibe, was ich erzähle, folgt nicht den Erfordernissen der Literatur, sondern denen der Notwendigkeit, der Dringlichkeit, denen des Feuers“.
Das Ende von Eddy, Édouard Louis’ erster Roman, ist ein Befreiungsschlag: der gelungene Versuch, die eigene Herkunft, das gesellschaftliche Schicksal, Demütigung, Armut und Außenseitertum literarisch zu überwinden. Der junge Autor erhebt seine Stimme zu einer Anklage gegen die Verhältnisse, in denen er aufgewachsen ist, gegen die Homophobie, die Enge und Tristesse seines Heimatdorfs in Nordfrankreich.
Vier Jahre später widmet er sich erneut seiner Kindheit. Mit Wer hat meinen Vater umgebracht – zugleich Romanessay und flammendes Pamphlet – hat er einen Nachtrag voller Empathie geschrieben, der nachzeichnet, wie das Elend der französischen Arbeiter*innenklasse politisch perpetuiert wird. Er nähert sich schreibend dem Leben und der Perspektive seines Vaters an, erforscht, was ihn hat werden lassen, wie er wurde, und erweitert seinen eigenen Blick vom Privaten auf das Politische, um die Herrschenden namentlich zur Verantwortung zu rufen.
In einer Bühnenfassung für zwei Schauspieler und ein Schlagzeug inszeniert Bettina Kaminski beide Texte als eine explosive Untersuchung dessen, wie sich die Politik in die Körper von Menschen einschreibt – im Falle von Louis’ Vater, indem man sie durch Arbeit zugrunde richtet. Nicht zuletzt stellen Text und Inszenierung ein Ideal von Männlichkeit in Frage, dessen Kehrseite Gewalt, Hass auf Homosexualität, sowie die Unterdrückung der eigenen Emotionen bedeutet. Ein Stück, das sowohl Zärtlichkeit als auch Wut ihren Raum gibt.
5 FRAGEN AN DIE REGISSEURIN. Zum Interview.
Eddy: Axel Gottschick
Eddy: Ives Pancera
Inszenierung: Bettina Kaminski
Bühne: Gerd Friedrich
Dramaturgie: Victor Schlothauer
Photos: Felix Holland
Die Kritik schreibt:
„Die Inszenierung entwickelt ihre eigene Unmittelbarkeit und Ausdrucksform, mal düster und dann wieder hoffnungsvoll. Das ist sehr gekonnt und sehr gelungen,“ findet das JOURNAL FRANKFURT. Die FAZ titelt „Brutale Wucht“ und meint weiter “ …eine achtzigminütige Tour de Force …die jenseits der Sprache auf die brutale Wucht der Trommelattacken setzt… Bettina Kaminskis auf körperliche Überwältigung setzende Inszenierung will hier nicht differenzierter sein als der Originaltext und lässt die Schlüsselbotschaft bedrohlich im Raum stehen:“Ich glaube, was es braucht, das ist eine ordentliche Revolution.“